Yoga-Asanas zum Verzweifeln und warum sie wahre Schätze sind

Es gibt im Yoga immer wieder Übungen (Asanas), die uns schlichtweg zum Verzweifeln bringen (können): Zahlreiche Male haben wir sie praktiziert, dennoch werden sie nicht einfacher oder es will sich kein spürbarer Fortschritt einstellen. So scheint es. Welche Yoga-Asanas das sind, ist individuell ganz verschieden und hängt unter anderem von der jeweiligen körperlichen Verfassung ab. Doch genau diese Übungen machen Yoga so wertvoll, denn sie bieten die Chance, über rein körperliche Aspekte hinaus etwas zu üben, was uns auch im Alltag hilft: Gleichmut.

Welche Asanas uns zum Verzweifeln bringen, ist individuell verschieden.

Geht es in vielen der gängigen Sportarten vor allem darum, etwas sehr gut zu können und eine bestimmte Leistung zu erbringen, legt Yoga in erster Linie Wert darauf, überhaupt zu praktizieren. Dabei umfasst die Praxis körperliche (Asanas) und geistige Übungen. Die Asanas sind so aufgebaut, dass fast immer noch eine Steigerung möglich ist. Auch ich leite in meinen Kursen möglichst mehrere Stufen oder Schwierigkeitsgrade an. So können alle Teilnehmer*innen sich die Version aussuchen, die sie ausreichend fordert, ohne zu überfordern.  

Die geistigen Übungen beziehen sich unter anderem auf die Konzentration des Geistes. Indem wir diesen beispielsweise mit dem Atem synchronisieren, können wir ihn beruhigen. Eine weitere Übung besteht darin, während wir praktizieren, unser Denken zu beobachten. Fallen uns die Übungen leicht oder machen wir Fortschritte, geht es uns in der Regel gut. Spannend wird es vor allem, wenn das nicht der Fall ist.

Schnelle Erfolgserlebnisse machen Mut

Wer mit Yoga beginnt, hat oft recht schnell Erfolgserlebnisse. Die Körperübungen sind so aufgebaut, dass ein Einstieg relativ leicht ist und sie zumindest unter Anleitung auch für Anfänger gut auszuführen sind. Wer aufgrund von Verspannungen, Schmerzen oder physischen Problemen zum Yoga gefunden hat, verspürt oft recht zügig eine Verbesserung. Eine Studie des Berufsverbandes der Deutschen Yogalehrenden e. V. hat herausgefunden, dass insgesamt 86 % der Yoga-Praktizierenden aufgrund der Yoga-Praxis eine Veränderung wahrgenommen haben: 46 % fühlen sich körperlich fitter, 14 % wohler und 49 % ausgeglichener, ruhiger und entspannter.

Wann bekomme ich endlich die Hände auf den Boden?

Mit regelmäßiger Praxis lässt sich das erreichte Niveau meist recht gut aufrechterhalten und immer ein Stück weiter verschieben: Kommen anfangs bei der Vorbeuge nur die Fingerspitzen zu Boden, ist es bald vielleicht die ganze Hand – zumindest bei vielen, aber eben nicht bei allen. Aus Yoga-Sicht ist das völlig in Ordnung. Der Fortschritt besteht in solchen Übungen vor allem darin, eben nicht missmutig oder frustriert zu werden, sondern trotz vermeintlich fehlender Erfolgserlebnisse mit Gleichmut beständig dran zu bleiben. Viele Teilnehmer*innen meiner Yoga-Stunden berichten, dass es ihnen mit einer regelmäßigen Praxis einfach besser geht. Vor allem wenn sie länger dabei sind, setzen allerdings bei manchen Fragen ein, wie: Ich mache jetzt seit einem Jahr Yoga und komme in der Vorbeuge immer noch nicht mit den Händen auf den Boden. Was kann ich machen? Natürlich kann ich sagen: Mehr üben, dann klappt das irgendwann. Aber die eigentliche Antwort heißt: Annehmen, weiter praktizieren und dir anschauen, was du dabei denkst, wenn du in der Asana bist. Allerdings weiß ich: Genau das ist die schwierigste Übung im Yoga – und gleichzeitig eine so wertvolle.

Destruktive Denkmuster erkennen und verändern

Es liegt in unserer menschlichen Natur, dass wir Dinge verändern möchten und nach Verbesserung streben. Beim Yoga heißt das, wir möchten unbedingt bestimmte Asanas meistern, beispielsweise Handstand oder Kopfstand, oder eben in der Vorbeuge mit den Händen auf den Boden oder mit der Nase an die Knie kommen. Spannend wird es, wenn wir währenddessen schauen: Was denke ich eigentlich? Oder auch: Was denkt es in mir? Das macht jeder für sich selbst und kann unglaublich erhellend sein. Denn so lassen sich Denkmuster erkennen, die uns möglicherweise auch im Alltag zu schaffen machen, weil sie abwertend und destruktiv sind. Beispiele sind: Ich schaffe das nicht, das hat doch keinen Sinn. Die anderen können das viel besser. Ich werde das nie können. Ich habe keine Lust, mich anzustrengen. Immer muss ich mich anstrengen.

Allein das Bewusstsein über solche Gedanken eröffnet uns zahlreiche Möglichkeiten: Sei es, dass wir unsere eigenen Grenzen spüren oder merken, wie wir in schwierigen Situationen reagieren. Mit diesem Wissen haben wir die Chance, zu prüfen, ob bestimmte Gedanken für uns noch immer wahr sind oder ob wir sie verändern möchten. Und das alles ist lediglich eine Möglichkeit – Yoga lässt sich auch praktizieren, ohne all das. Aus meiner Sicht macht das Yoga so einzigartig: je nachdem, wie es im Einzelfall gerade passt, lässt es sich als rein physische Praxis nutzen, aber auch zur spirituellen oder persönlichen Entwicklung – das kann jeder für sich entscheiden.

Die Friedvolle-Krieger*in-Stellung als Symbol, worum es im Yoga auch geht: Frieden finden mit sich selbst.

Die Yoga-Praxis als Schatzkiste

In diesem Sinne sind Asanas, die uns zum Verzweifeln bringen, in jeder Hinsicht ein Schatz. Und natürlich muss diese Herangehensweise nicht nur aufs Yoga beschränkt bleiben, sondern kann auf jede Sportart und darüber hinaus auch auf unseren Alltag übertragen werden. Yoga ist damit vor allem ein Handwerkszeug, dass ganz entsprechend der eigenen Persönlichkeit genutzt werden kann – ein Leben lang.

Du möchtest wissen, wofür Yoga überhaupt gut ist? Das erfährst du in diesem Blogartikel.

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